Die neue Umweltpolitik im Blindflug 2025

Liebe Genoss*innen, Freund*innen des gepflegten Diskurses und Liebhaber*innen der Weltrettung durch heiße Luft,

es ist so weit: Die neue Regierung – ein Bündnis aus den selbsternannten Stabilitäts-Champions Union und SPD – rettet uns vor dem Weltuntergang.
Ja tatsächlich: sie hat die Lösung gefunden – am Klimaschutz vorbei.

Noch im Wahlkampf überboten sie sich gegenseitig mit ambitionierten Zielen. Geprahlt wurde da noch mit Klimaneutralität und Generationsgerechtigkeit. Heute dominieren Schlagworte wie „Technologieoffenheit“ (übersetzt: alles außer Verzicht), „Versorgungssicherheit“ (jedenfalls für Wohlhabende) und „neue Wettbewerbsfähigkeit“. Klimaziele rücken dabei in die Fußnoten – praktisch vergessen, sobald Autokonzerne, Chemieverbände und Lobbyisten anklopfen.
Ganz neu im Sortiment: Klimaschutz online – bequem, kontaktlos und garantiert wirkungslos.

Während die Welt Klima-Hitzerekorde jagt, Starkregenkatastrophen und Erdrutsche beklagt, feiert Berlin stolz die Planung vieler neuer Gaskraftwerke, den „strategischen Kohlevorrat“ und träumt sogar von norddeutschem Fracking.
Was macht es schon, dass Gas nachweislich alles andere als klimaneutral ist. Man muss nur dran glauben.
Nicht zu vergessen – ein staatlich verordnetes Placebo: CCS – und damit CO₂ im Boden verpressen, inklusive Gratis-Erdbebengefahr. So hat wenigstens das Geschirr im Schrank was vom Energiewandel.

Stritt man sich vor ein paar Jahren noch auf Klimagipfeln um jedes Zehntelgrad, verkündet die heutige Koalition voller Stolz – endlich mal ein Konjunkturpaket, das funktioniert: Rüstung rettet das Bruttoinlandsprodukt. Während Wärmepumpen und Solaranlagen ausgebremst werden – und auch Windanlagen kleckern, knallen Panzerverträge und Drohnenbestellungen.
Die Energiewende wird endlich flexibel: Benzin in den Leopard, LNG ins Kraftwerk, Dividenden ins Aktionärsbuch – und heiße Luft ins Regierungsprogramm.
Aber – Klimaschutz ohne soziale Gerechtigkeit bleibt eben wie ein veganes Würstchen im Schweinedarm – technisch machbar, politisch vermarktbar, aber in sich vollkommen absurd.
Und soziale Gerechtigkeit bleibt ein Nebenbei-Projekt. Während Haushalte sich überlegen, ob Heizung oder Abendessen wichtiger ist, und Rentner*innen sinnieren, ob man noch mit warmem Wasser duschen kann, wenn man dafür zur Tafel geht – streitet sich der Industriestandort Deutschland über „Planungssicherheit“. Oder – schiebt – wie schon so oft – die Schuld den Ärmsten der Armen in die Schuhe. Arm gegen Arm hat schon immer funktioniert!

Die Energiewende soll laut Koalition jetzt über „private Investitionen“ und „Marktmechanismen“ gelingen – was im Klartext heißt: teure Lasten für Bürger*innen, Gewinne für Konzerne.

Mieten explodieren, aber dank gelockerter Bauauflagen können Luxus-Projekte jetzt noch schneller hochgezogen werden. Appartements für alle – oder zumindest für die, die sie sich leisten können.

Unterm Strich – also eine große Koalition der Absurditäten: Klimaziele verschoben auf irgendwann, Lebenshaltungskosten explodieren heute, Beben durch Tiefengeothermie kommen vielleicht schon nächste Woche. Aber keine Panik: die Regierung hat alles im Griff – zumindest das Narrativ.

Und der deutsche Michel? Der möchte weiterhin nicht mit Problemen belästigt werden, seine Schnäppchenflüge in alle Welt und Plastik mit Öko-Label, für das irgendwo ein Wald gepflanzt wird – gern auch virtuell.

Also, liebe Freund*innen der nachhaltigen Heuchelei, die Zukunft gehört uns! Und wenn nicht uns, dann eben den Top-Managern, die mit glänzenden Broschüren und noch glänzenderen Boni den Planeten „retten“.

Und die Erde? Tja, die dreht sich weiter. Ganz ohne uns. Aber keine Sorge: Die Neuen machen das schon.

Eure Cheeny Kingele