Die Stinkwanze

In einem wunderschönen bunten Garten, direkt neben der großen Blumenwiese lebte eine kleine Wanze namens Stella. Stella war keine gewöhnliche Wanze – sie war eine Stinkwanze. In den kalten Jahreszeiten verkroch Stella sich am liebsten in den warmen Wohnungen der Menschen. Aber jetzt – da es langsam Frühling wurde und alles zu blühen begann, hielt sie es drinnen nicht mehr aus. Stella musste in den Garten.

Doch Stellas Geruch störte die anderen Tiere. Sobald Stella in ihre Nähe kam, hielten sich die anderen Tiere die Nase zu. „Uah, die stinkt!“, rief die Schmetterlingsdame Maja und flog schnell weiter. „Pfui, da kommt Stella!“, sagt dann auch der grüne Grashüpfer Gustav und hüpfte mit einem großen Sprung davon. Und die Mäuse versteckten sich schnell, aber nicht ohne ihr noch schnell: „Iiihh, wie du riechst!“, zuzurufen.

„Warum mag mich denn bloß niemand? Ich kann doch nichts dafür, dass ich eine Stinkwanze bin …“, flüsterte Stella dann oft traurig.

Niemand wollte sie wirklich kennenlernen und alle beurteilten sie nur nach ihrem Geruch.

Eines Tages, an einem besonders sonnigen Nachmittag, als die Schneeglöckchen ihre Köpfchen in die Höhe reckten und leise Melodien bimmelten, saß Stella wieder einmal allein auf einem Blatt und sah den anderen beim Spielen zu. Die Mäuse tollten im Gras, die Bienen summten fröhlich von Blüte zu Blüte und der Hase Hoppel machte lustige Luftsprünge als es plötzlich einen großen Aufschrei gab: „Hilfe, Hilfe!“

Manche Tiere liefen erschrocken zusammen, andere blieben erstarrt an Ort und Stelle stehen, was fliegen und flattern konnte, erhob sich in die Luft und sah aus sicherer Entfernung herunter.

„Hilfe, Hilfe!“, krähte Rudi, der Rabe, so laut er konnte von einem Ast herunter. Er tänzelte dabei aufgeregt von rechts nach links und wieder zurück. Er hatte sich so weit dabei vorgebeugt, dass er fast vornüber von seinem Ast plumpste und wies mit seinem Schnabel in Richtung der Büsche am Gartenrand.

Eine riesige Schlange war in den Garten geschlichen und schlängelte sich geradewegs auf die Mäuse zu. Sie war ihnen schon gefährlich nahe gekommen. Einige Mäuse versuchten in ihre Löcher zu entkommen, aber ein paar konnten sich vor Angst überhaupt nicht mehr bewegen und starrten der Schlange mit weit aufgerissenen Augen entgegen.

„Oh nein“, schrie Hoppel: „was sollen wir nur tun?“

„Weiß denn jemand eine Lösung?“, summte eine Biene aufgeregt.

Aber niemand wusste, wie sie die Schlange vertreiben konnten. Niemand war stark genug, um sich mit der Schlange anzulegen.

Plötzlich hatte Stella eine verrückte Idee und sie rief: „Ich probiere mal was!“ Sie hatte keine Ahnung, ob es funktionieren würde, aber sie musste es jetzt einfach wagen.

Sie holte noch einmal tief Luft, plusterte sich auf, so weit es für einen Stinkkäfer überhaupt möglich war und flog direkt vor die Schlange. Dann dreht sie der Schlange, die ungerührt weiterkriechen wollte, ihr Hinterteil zu und rief der Schlange zu: „Schau hierher, jetzt kommt der Duft von Stella. Du brauchst doch gewiss noch frische Luft für deine Mahlzeit!“ Gerade wollte die Schlange verächtlich: „Wass willssst denn du, du Sssstink ….?“, zischen, als Stella mit ihrem Hinterteil zu wackeln begann und ihren stärksten und schlimmsten Stinkstrahl der Schlange mitten ins Gesicht sprühte.

„Ihhhhh, wassss ist dasss für ein Gessssstank, dassss isst ja nicht ausszuhalten!“, zischte die Schlange und rollte dabei entsetzt mit den Augen. Dann schlängelte sie sich einmal um sich selbst und flüchtete in die entgegengesetzte Richtung.

Die Tiere im Garten waren allesamt völlig überrascht. „Habt ihr das gesehen?“, rief Hoppel und schlug begeistert ein paar Haken: „Die Schlange ist einfach abgehauen.“

„Das war Stella“, krächzte Rudi von oben und hüpfte dabei von einem Bein auf das andere: „sie hat die Schlange mit ihrer Stinkluft vertrieben!“

Sämtliche Tiere aus dem Garten kamen angelaufen und umringten Stella. Sie lachten und jubelten: „Du hast uns gerettet, Stella, du bist toll. Danke!“ „Seht ihr“, sagte Stella verschmitzt: „Gestank kann sogar manchmal nützlich sein.“

Ab diesem Tag musste Stella nie mehr abseits alleine sitzen. Sie tollte und spielte fröhlich mit den anderen durch den Garten.