Eine Welt auf Augenhöhe – Teil 7

Ein Aequarchat – eine neue Geschichte, die unsere Zukunft spiegelt

Bisher haben wir in dieser Reihe gezeigt, wie Ungleichheit entsteht, sich verfestigt und unser aller Leben prägt. Wir haben patriarchale Strukturen analysiert, Mechanismen der Macht und ihre Auswirkungen auf Alltag, Arbeit und Politik beleuchtet. Doch es genügt nicht, nur das Alte zu beschreiben. Wir müssen fragen: Wohin wollen wir? Und vor allem: Wie?

Wenn wir über Gleichstellung sprechen, denken manche sofort an Matriarchate – die Umkehr der Macht, bei der Frauen dominieren. Doch auch das wäre keine Lösung. Es bliebe ein Hierarchiesystem, ein Machtspiel, nur mit anderen Vorzeichen. Und genau das wollen wir nicht. Genauso wenig wie wir das Patriarchat akzeptieren können.

Wir brauchen eine neue Perspektive. Einen Begriff, der die Gleichheit aller Geschlechter, die Balance in Macht und Verantwortung, sichtbar macht. Ich nenne ihn Aequarchat („sprich: Ä-kwarchat“).

Aequarchat leitet sich ab von aequus, dem lateinischen Wort für „gleich“ und „gerecht“, und von arkhē, Herrschaft. Es beschreibt keine Dominanz, keine Umkehr von Macht, sondern eine Gesellschaft, in der Gleichheit das Prinzip ist, das alle Regeln durchdringt – Entscheidungen, Ressourcen, Chancen, Teilhabe. Hier steht kein Geschlecht über, keines unter dem anderen.

Dieses Konzept ist keine abstrakte Utopie. Es ist ein Ziel, ein Leitstern, an dem wir uns orientieren können. Es verlangt kritisches Denken, Mut und die Bereitschaft, alte Strukturen zu hinterfragen. Es lädt ein, sich einzubringen, eigene Beispiele zu finden und über die eigenen Räume hinauszudenken: Schule, Arbeitsplatz, Politik, Alltag.

Das Aequarchat ist kein Endpunkt. Es ist der Beginn einer Diskussion, die unsere Gesellschaft verändern kann. Wer diese Reihe bis hierher verfolgt hat, ist eingeladen, sich einzubringen – mit Fragen, Ideen und Visionen. Denn echte Gleichstellung beginnt nicht mit Gesetzen allein, sondern mit dem Mut, die Welt auf Augenhöhe neu zu denken.

Wie könnte das aussehen?

Beispiel Arbeit

In einem Aequarchat etwa wäre ein Arbeitsplatz so gestaltet, dass Führungspositionen nicht nach Geschlecht oder alten Machtmustern vergeben werden, sondern nach Kompetenzen und Teamfähigkeit. Entscheidungsprozesse wären transparent, Arbeitszeiten flexibel, und Fürsorgearbeit würde als gleichwertiger Beitrag anerkannt.

Beispiel Schule

In einem Aequarchat würde Schule nicht nur Wissen vermitteln, sondern auch Gleichheit leben. Lehrpläne wären so gestaltet, dass Mädchen und Jungen, Frauen und Männer, diverse Identitäten und Perspektiven gleichermaßen vorkommen – in Geschichte, Literatur, Naturwissenschaften. Schülerinnen würden nicht länger zwischen „MINT oder Care“ gedrängt, und Jungen könnten soziale Berufe wählen, ohne belächelt zu werden. Räume, Sprache und Rollenbilder wären auf Augenhöhe ausgerichtet.

Beispiel Politik

Politik im Aequarchat würde Macht nicht als Nullsummenspiel verstehen. Statt Konkurrenz und taktischer Spiele stünde Zusammenarbeit im Vordergrund. Parlamente wären so besetzt, dass sie die Vielfalt der Gesellschaft widerspiegeln – nicht nur nach Geschlecht, sondern auch nach Herkunft, Alter oder sozialem Hintergrund. Entscheidungsprozesse wären dialogisch angelegt, Bürgerinnen und Bürger stärker eingebunden, und Macht würde transparent geteilt statt verborgen.