Früher war links einfach.
Wer gegen Nazis war, war links.
Wer in der Gewerkschaft war, war links.
Wer Jeans trug, lange Haare hatte oder Bob Dylan hörte, war links.
Heute ist man schon links, wenn man bei H&M keine Plastiktüte nimmt, seinen Kaffee genderneutral trinkt und ein schlechtes Gewissen hat, wenn man zu schnell atmet.
Rechts war früher auch einfach.
Wer Ausländer doof fand, war rechts.
Wer sich nach dem Kaiser zurücksehnte, war rechts.
Wer die Bild-Zeitung las und fand, dass „man das ja wohl noch sagen dürfen muss“, war rechts.
Heute fühlt man sich schon rechts diffamiert, wenn man meint, dass man nichts mehr sagen darf. Wenn man glaubt, das Klima regelt sich von selbst – und Gendern sei gefährlicher als Glyphosat.
Heute ist man rechts, wenn man Geflüchtete pauschal verdächtigt.
Wenn man Sozialsysteme nur noch als Belastung sieht – außer das eigene Rentenkonto.
Wenn man lieber „Tradition“ sagt als „Menschenrechte“.
Wenn man Minderheiten als Bedrohung empfindet und sich für das privilegierte „Volk“ hält.#
Wenn man sich auf Meinungsfreiheit beruft, aber nur die eigene Meinung hören will.
Wenn man denkt, dass „links“ schlimmer sei als „rechts außen“.
Eine Eröffnung für alle, die sich weder ins Lager stellen, in eine Schublade legen, noch in die Ecke drängen lassen wollen:
Willkommen bei uns.
Ja, bei uns. Wir sind eine Zeitung. Wir schreiben. Über die Welt. Über Menschen. Über Ungerechtigkeiten. Manchmal sogar über Bäume. Und spätestens da wird es gefährlich. Denn wer sich mit Bäumen beschäftigt, hat schnell den Ruf weg: „linksgrünversifft“. Das geht schneller als ein E-Auto auf 100 beschleunigt.
Also lasst uns Klartext reden.
Sind wir links?
Kommt drauf an.
Wenn „links“ bedeutet, dass wir nicht wollen, dass Menschen erfrieren, hungern oder auf dem Mittelmeer sterben: Ja.
Wenn „links“ bedeutet, dass wir glauben, Bildung sei ein Menschenrecht und keine Strafmaßnahme: Auch ja.
Wenn „links“ heißt, dass man sich nicht darüber aufregt, dass es Gendersternchen gibt, sondern lieber darüber, dass Krankenpfleger*innen am Existenzminimum leben: Dann bitte – ja.
Aber…
Sind wir Kommunisten?
Nein. Ganz sicher nicht. Wir sind nicht die Feinde der Reichen. Wir möchten nur, dass sie sich ihrer Verantwortung bewusst sind, anständig mit ihren Mitmenschen umgehen, dass sie fair Steuern zahlen. Und wenn möglich nicht auf den Bahamas.
Wollen wir die Wirtschaft zerstören?
Auch nicht. Sie darf ruhig weiter brummen – aber bitte nicht auf Kosten von Luft, Boden, Klima, Natur, Gesundheit und Menschenwürde. Wir sind da eher für ein Wirtschaftssystem mit Sicherheitsgurt – sozial verträglich, ökologisch tragfähig und mit weniger Burnout.
Sind wir für Meinungsfreiheit?
Unbedingt. Auch für die Meinungen, die uns gegen den Strich gehen.
Aber wir behalten uns das Recht vor, schlechte Meinungen als schlechte Meinungen zu erkennen – und Reportagen oder Satire darüber zu machen.
Haben wir Humor?
Ja. Ohne den kann man diese Welt ja nicht mehr unfallfrei anschauen.
Also was sind wir?
Wir sind nicht „links“.
Wir sind nicht „rechts“.
Wir sind einfach…
anständig – kritisch – offen – witzig – unbequem – und manchmal auch ein bisschen frech.
Wir schreiben über das, worüber sonst geschwiegen wird.
Wir sagen Nein, wenn andere Ja sagen – und umgekehrt.
Wir glauben an Werte. An Vernunft. An Haltung.
Und daran, dass man manchmal nur mit einem richtig guten Witz dem Wahnsinn begegnen kann.
Also…
Wenn das „links“ ist – dann bitte:
Nenn uns so.
Wir nehmen’s mit Würde.
Und mit einem Kaffee aus fairem Handel.

